Lager Neu-Köln in der Champagne (Lager Waldesruh)

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Denkschrift über die im Abschnitt der 50.Infanterie-Division (früher vom 25.Januar bis 1.April 1915  16.Infanterie-Division) in der Zeit von 1.April bis 1.August geschaffenen Anlagen.
(Auszug Seite 3-6)
Lagerbauten – Waldesruh später Neu-Cöln
50.Infanterie-Division – Oktober 1915

Da die Erdhöhlen infolge von Regen und Frost einen ungesunden, für längere Dauer unbrauchbaren Aufenthalt  darstellten, sollte mit allen Kräften ein gut ausgebautes Ruhelager geschaffen werden. Der Platz hierzu wurde am Wegekreuz rechts der Straße Sommepy-Tahure gewählt, wo der feindabwärts gelegene Hang des sich geleichlaufend zur Front hinziehenden Bergrückens Schutz gegen Sicht der feindlichen Fesselballons und auch einigermassen gegen Flachbahngeschütze bot. Das Lager sollte für zwei Bataillone ausreichend ausgebaut werden, wobei nach Abzug der anderweitig untergebrachten Bagagen mit einer Kopfstärke von 210 Köpfen für die Kompagnie, ausschliesslich Offizieren, gerechnet wurde.

Da bei Ausschachtung der Baugruben der weisse Kreideboden den feindlichen Fliegern das Lager verraten musste und somit mit Beschiessung zu rechnen war, entschied man sich für den Bau von sogenannten Erdhütten, deren gesamter Innenraum unter den gewachsenen Boden liegt und durch eine Aufschüttung von 60 cm Stärke geschützt wird.
Gegenüber freistehenden Baracken bietet diese Bauart folgende Vorteile:
Die senkrecht zur Einschussrichtung vorhandene Angriffsfläche beträgt bei der Erdhütte etwa nur 1/10 derjenigen bei der freistehenden Baracke. Die gute Isolierung der Erdhütte versprach für den Winter eine verhältnismässig warme und für den Sommer kühle Innentemperatur.

Erdhütte Lager Neu-Köln (I.R.53)

Nach beiden Gesichtspunkten hat sich die gewählte Bauart sehr gut bewährt.
Entsprechend der starken Belastung (ca. 1000 kg./qm.) mussten die Sparren und Pfetten ziemlich stark gewählt werden (18/14 bezw. 15/15); die Eindeckung erfolgt durch zöllige Bretter, darauf doppelte Lage Dachpappe und Wellblech.

Die Grösse der Erdhütten wurde so gewählt, dass je 35 Mann darin untergebracht werden konnten; es waren somit für jede Kompagnie sechs Erdhütten erforderlich.
Ausser diesen sechs Mannschaftshütten wurden für jede Kompagnie vorgesehen:
Eine Erdhütte für Offiziere,
Eine Erdhütte für Feldwebel,
ferner je eine Offiziers- und eine Mannschaftslatrine.

Im Lageplan wurden die Hütten schachbrettartig angeordnet mit je 40 m Abstand in der Längen- und Tiefeinrichtung der in einer Reihe liegenden Hütten, wodurch das Lager zwar eine grosse Längenausdehnung erhielt, andererseits aber die Treffmöglichkeit bei einer Beschiessung wesentlich verringert wurde.
Inmitten der zugehörigen Kompagnien liegt der Bataillonsstab mit folgenden Hütten:
a. 1 Hütte für den Kommandeur und Adjutant
b. 1 Hütte für die Aerzte des Bataillons
c. 1 Hütte für Schreiber und 1 für Burschen
d. 1 Untersuchungen u. Krankenstube
e. 1 Off.-Latrine

Am Eingang des Lagers an der Strasse Sommepy-Tahure wurde ein Unterstand für den Regimentsstab mit zugehörigem Burschenunterstand vorgesehen, in dessen Nähe sich auch das Wachtlokal befindet.

Lesehalle und Verkauf von Zeitungen, Zeitschriften und Bücher – Lager Neu-Köln

Gleichzeitig mit dem Lager wurde mit dem Bau eines Brunnen unmittelbar an der Strasse begonnen.
Ausser den eigentlichen Unterkunftsräumen wurden später eine Reihe von Anlagen geschaffen, die der Annehmlichkeit der Truppe dienen:
a. eine Mannschaftskantine
b. eine Offiziersspeiseanstalt
c. eine Lesehalle, in der auch die später eingerichtete Zeitungsverkaufstelle untergebracht wurde
d. eine Bade- und Entlausungsanstalt, deren Warmwasser durch eine Lokomobile geheizt wird
e. letztere dient ferner zur Erzeugung von elektrischem Licht für das gesamte Lager; die für diese Anlage benötigten Maschinen und Installationsmaterialien sind in der Etappe beschafft.

Das Speisewasser wird einem daneben erbauten Brunnen (41 m tief) entnommen.
Zu Beginn des Sommers liess der zuerst gebaute Brunnen an der Strasse an Ergiebigkeit nach. Er wurde dann vorläufig aufgegeben und durch einen neuen Brunnen westlich des Lagers ersetzt; in Verbindung mit demselben wurde eine zweite Badeanstalt erbaut.
Die religiösen Bedürfnissen wurde durch Bau einer Waldkapelle entsprochen.

Neu-Köln Waldkapelle

Besonders zu erwähnen ist der gärtnerische Schmuck, mit welchen die Erdhütten, Wege und Plätze von den bewohnenden Truppen versehen wurden. Nördlich des Lagers führt ein z.Teil mit Ziegelsteinen bezw. Bohlen ausgelegter Fahrweg längs des Lagers, der den Feldküchen und Marketenderwagen Zutritt zum Lager gestattet, im Uebrigen sind alle Hütten untereinander durch Wege verbunden, die z.Teil als Knüppeldämme audgebildet sind und durch eingelegte kleine Brücken ein abwechslungsreiches Bild gewähren.

Sanitätsunterstand Lager Neu-Köln

Mit dem Bau des Lagers wurde in den letzten Tagen des Januar 1915 begonnen. Am 20. März war das Lager endgültig fertiggestellt. In den Tagen der Winterschlacht wurde das Lager sehr stark in Benutzung genommen, soweit es fertig war. (zeitweise mit 3 Batl.).

Ueber den Umfang der geleisteten Arbeiten geben nachstehende Zahlen Aufschluss:
A. Erdarbeit und verbaute Materialien:
etwa 6000 cbm Ausschachtung
etwa 620 cbm Kantholz
etwa 18000 qm Schalung
etwa 12000 qm Pappe
etwa 10000 qm Wellblech
etwa 200 qm Fensterglas
85 Ofen mit Rohren und Knien, sowie Stoff zum Bespannen der Offiz.- und teilweise Mannschaftshütten; Nägel, Schlösser, Scharniere, allerlei Eisengeräte u.s.w.

B. Arbeitskräfte
Es standen zur Verfügung:
1 Zug Landwehr-Pioniere rund 60 Köpfe; Infanterie, deren Truppenteil und Stärke stets wechselte, durchschnittlich 200 Köpfe; im Ganzen somit 260 Köpfe.

C. Fahrleistungen
1) etwa 14 Tage lanf wurden die Baustoffe durch eine Kraftwagenkolonne herangeschafft;
2) für den Rest der Bauzeit wurde eine Fuhrparkkolonne mit rund 24 Wagen am Tage herangezogen

In der Bauzeit wurde das Lager “Waldesruh” genannt. Unter diesem Namen wird es den Kämpfern in der Winterschlacht in der Champagne in Erinnerung bleiben. Später erhielt das Lager, der 50.Infanterie-Division gehörig den Namen Neu-Cöln, da das in Cöln garnisonierende Infanterie-Regiment 53 dort untergebracht wurde.

Mit dem 1.April 1915 bezog die 50.Infanterie-Division den bis dahin von der 16.Infanterie-Division gehaltenen Abschnitt.

Essenträger bei Friedhof Lager Neu-Köln

Lausoleum Lager Neu-Köln (I.R.53)

Bewaren

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