Background to Paul Zech – Von der Maas bis an die Marne


Paul Zech (* 19. Februar 1881 in Briesen (Westpreußen); † 7. September 1946 in Buenos Aires) war ein deutscher Schriftsteller.

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Nachwort:

»Von der Maas bis an die Marne« ist ein eigenständiges Werk, keinesfalls nur – trotz mancher Textparallelen – eine Neufassung des »Grab der Welt«. Nicht mit einer Bearbeitung des älteren Buches haben wir es zu tun, sondern wahrscheinlich liegen dem »Grab der Welt« und »Von der Maas bis an die Marne« die gleichen Aufzeichnungen zugrunde.
Geballte Metaphorik und expressives Pathos – Tribut an den literarischen Zeitgeist des Jahres 1919 – sind nicht geschwunden, doch zugunsten größerer Prägnanz und sachlicher Schärfe der Diktion zurückgedrängt. Dokumentarische Nüchternheit rückt – dem Charakter eines fiktiven »Kriegstagebuchs« entsprechend – stärker in den Vordergrund.

Der autobiographische Gehalt vieler Passagen ist unverkennbar, sollte allerdings insgesamt nicht überbewertet werden. Denn zweifelsohne sind Erfahrungen, Berichte und Notizen Dritter mit eingeflossen. Die (jeweils in sich geschlossenen) Kapitel bieten also, entgegen dem Augenschein, keineswegs die lückenlose Erlebnisfolge eines erzählenden Ichs. Wenn man dies bedenkt, finden manche sachlichen Widersprüche zwischen einzelnen Kapiteln mühelos ihre Auflösung. Paul Zech wurde – vierunddreißigjährig – am 24. März 1915 zum Landsturm einberufen, kann demnach nicht Beteiligter der in den ersten Kapiteln nachgezeichneten Begebnisse gewesen sein (beispielsweise der Erstürmung des letzten Forts der belgischen Festung Lüttich im August 1914). Auch verbrachte er in den zwei letzten Kriegsjahren längere Zeitabschnitte an der Ostfront, war nicht ausschließlich in Belgien und Nordfrankreich. Doch hat er das Inferno der Materialschlachten im Westen, vor Verdun, an Somme und Aisne, bis in alle Tiefen durchlitten – sein Briefwechsel mit Stefan Zweig gibt darüber erschütternd Auskunft. Einige Kapitel des Kriegstagebuchs (etwa das VI. und das XIX.) wird man zum Eindrucksvollsten rechnen müssen, was über die »Hölle von Verdun« geschrieben wurde.

»Von der Maas bis an die Marne« war bislang unveröffentlicht, lediglich das »Suzanne« überschriebene Textstück innerhalb des XXL Kapitels – eine in sich relativ geschlossene separate Erzählung – bereits in Zechs Novellensammlung »Das Ereignis« (München, Musarionverlag 1919) enthalten.
Das maschinenschriftliche Manuskript ist in zwei Kopien (mit eigenhändigen Korrekturen und Ergänzungen des Autors) überliefert. Eine davon befindet sich in der Handschriftenabteilung der Deutschen Staatsbibliothek, Berlin (DDR), die andere in der »Sammlung Paul Zech« des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar. Textgrundlage unserer Ausgabe ist das Exemplar der Deutschen Staatsbibliothek. Mit Hilfe der Marbacher Kopie konnte eine Lücke zu Beginn des XVI. Kapitels geschlossen werden.
Das Kriegstagebuch ist vollständig und unverändert abgedruckt. Orthographie und Interpunktion sind den heute geltenden Regeln angeglichen, stilbedingte Eigenheiten des Autors blieben gewahrt. Offenkundige Versehen (Wortauslassungen, fehlerhafte Ortsnamen, unrichtige grammatische Bezüge o. ä.) wurden stillschweigend korrigiert.

Paul Zech hat die Kapitel durchgehend (mit Ausnahme des XIX.) am Schluß handschriftlich datiert. Diese Monats- und Jahresangaben sind nicht als Zeitpunkt der geschilderten Ereignisse, sondern als ungefähre Daten der ersten Niederschriften zu verstehen, sie wurden anscheinend nach dem Gedächtnis eingetragen. Dem mit dem Ablauf der Kampfhandlungen an der Westfront genauer vertrauten Leser werden mitunter Unstimmigkeiten auf fallen. Einige seien hier genannt: das VI. Kapitel kann nicht vor Frühjahr 1916, XII. und XVII. können nicht vor 1917 geschrieben sein.

Wir haben uns gleichwohl – im Sinne eines authentischen Abdrucks – entschlossen, solche Datierungen unangetastet zu lassen, ebenso wie die Reihung der Kapitel, die zunächst chronologisch, vom XII. Kapitel an nach anderen Gesichtspunkten erfolgt. Da die (mit Tinte nachgetragenen) Datierungen in den Kopien aus Berlin und Marbach a. N. identisch sind (mit Ausnahme des VII. Kapitels, das einmal auf Juni, dann auf Juli 1915 datiert ist), wird man eine bestimmte – wenn auch nicht ohne weiteres erkennbare – ideelle Absicht Paul Zechs vermuten dürfen, jedenfalls ist die Reihenfolge nicht als willkürlich anzusehen.

Daß seine Aufzeichnungen »nicht zu einer unwillkommenen Stunde« an die Öffentlichkeit gelangen mögen, wünschte Paul Zech 1932. Wenn sie nun endlich als Buch vorliegen, fast siebzig Jahre nach dem Ende des ersten und mehr als vierzig Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, sind sie noch immer Erinnerung an vergangene und beschwörende Warnung vor künftigen Katastrophen

Klappentext:

Paul Zech, expressionistischer Dichter des »Schwarzen Reviers«, hat die »Schlamm- und Schlachtjahre« 1914 bis 1918, den erbarmungslosen Stellungskampf an der Westfront, in vorderster Linie durchlitten. Monatelang als Landsturmsoldat in den Schützengräben vor Verdun, an der Somme und in Flandern liegend, steigerte sich seine Ablehnung des Kriegsgrauens im 1919 publizierten Prosaband »Das Grab der Welt. Eine Passion wider den Krieg auf Erden« zum leidenschaftlich anklagenden Aufschrei. Auch in Erzählungen, Gedichten, Dramen späterer Zeit ist Zech vom Erlebnis des Massakers nicht mehr losgekommen.

1932 gab er seinen Kriegsaufzeichnungen die Form eines literarischen Tagebuchs, das – getragen von unerschütterbarer Humanität – den wesentlichen künstlerischen Zeugnissen über den ersten Weltkrieg zugerechnet werden muß. Infolge der Heraufkunft des Faschismus ungedruckt geblieben, wird »Von der Maas bis an die Marne« aus Zechs Nachlaß erstmals veröffentlicht.

Biographisch 1914-1918:

Zech hatte die Manie, seinen Lebenslauf nach Belieben zu manipulieren. Deshalb enthalten praktisch alle älteren Kurzbiografien, die man in Anthologien, Literaturgeschichten, Lexika, Klappentexten u. ä. findet, zahlreiche Unrichtigkeiten.

Nach Beginn des Krieges 1914 verfasste Zech patriotische Gedichte und meldete sich freiwillig zum Militär. Er wurde zunächst aber nur Schreibtischsoldat in Berlin und kurz darauf wieder entlassen. 1915, nachdem seine Kriegsbegeisterung schon der Skepsis gewichen war, wurde er offenbar neu gemustert und kam an die Front, erst an die Ost-, dann an die Westfront. Hier erlitt er im Sommer 1916 Verletzungen bei einer Verschüttung im Schützengraben und erhielt das Eiserne Kreuz.

Im gleichen Jahr erregte er Aufsehen durch einen angeblich an ihn gerichteten Brief von Verhaeren, in dem der kurz zuvor verunglückte belgische Autor nicht mehr als der Deutschenhasser auftrat, zu dem er 1914 geworden war, sondern als versöhnungsbereiter Pazifist. Die in der Berliner Vossischen Zeitung abgedruckte vorgebliche Übersetzung des Briefes wurde rasch als Fälschung Zechs erkannt und löste sogar eine deutsch-belgische Kontroverse aus, an der sich Politiker und die Presse beteiligten.

Ab 1917 tat Zech wieder Dienst als Soldat, aber dank einer Empfehlung nur hinter der Front, diesmal bei der Obersten Heeresführung, die im französischen Laon residierte. Hier verfasste er Propagandatexte, konnte aber darüber hinaus an eigenen Werken arbeiten. Auch gelang es ihm, bei Laon eine Aufführung von Lessings Minna von Barnhelm zu organisieren.

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