Formationsgeschichte Minenwerfer 1914-1918

Die Minenwerfer-Formationen 1914-1918.

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Literatur:
Zeitschrift für Heereskunde Nr.163-168. Jahrgang 1959/1960, Hans Rudolf von Stein
Geschichte des Deutschen Heeres im Weltkriege 1914-1918, Hermann Cron
Deutsche Minen- und Granatwerfer 1914-1945, Waffen Arsenal 150, Wolfgang Fleischer

Minenwerfer unter der Heeresleitung Falkenhayn

mittlere Minenwerfer 1916

Besondere Minenwerfer-Formationen gab es im August 1914 noch nicht. Die OHL. befahl am 18. 12. 1914 die Aufstellung von 7 schweren Minenwerfer-Abteilungen (auf Kraftwagen) zu ihrer Verfügung. Weiter wurde am 5. 2. 1915 die Errichtung von je 2 schweren und 1 mittleren Abteilung bei jedem Armee- bzw. Reservekorps befohlen, während die leichten Werfer bereits im Januar zu je 6 den Pionier- Kompagnien zugeteilt wurden.

Schon am 3. 4. 1915 wurde die Aufstellung einer weiteren großen Zahl selbständiger Abteilungen mit schweren, mittleren und leichten Werfern befohlen, der am 16. 4. 1915 die Aufstellung eines Minenwerfer-Bataillons und im Laufe desselben Jahres die Aufstellung weiterer 3 Bataillone, alle als Heeres-Reserve zur Verfügung der OHL., folgte.

Die große Zahl der inzwischen aufgestellten Abteilungen und nicht etatisierten Züge hatte ihre Zusammenziehung zu Kompagnien erforderlich gemacht, die den Divisionen unmittelbar unterstellt und dort mit den beiden Pionier-Kompagnien dem Pionier-Bataillonsstab der Division unterstellt wurden. Vor Aufstellung dieser Kompagnien waren errichtet worden:

Abteilungen:
Schwere Minenwerfer-Abteilungen: Garde, 1—10 (10 zweimal) 11, 12, 13—15 (je zweimal), 16—52, 54—58, 71—89, bayerische 1—9 und 25 (davon die Abteilungen 1—7 und 10 auf Kraftwagen, die übrigen bespannt). Minenwerfer-Abteilungen: 350—352.
Mittlere Minenwerfer-Abteilungen: 1—18 (später 101—118), Garde, 101—108, 109—111 (je zweimal), 112—138, 139 (zweimal), 140, 141 (zweimal), 142 bis 197, 198 (zweimal), \9:), bayerische 101—107 und 125 (davon die Abteilungen 110 und 139 auf Kraftwagen, 109—111, 128, 139, 141, 185, 186, 191, 193, 194 und 198 Gebirgs-Abteilungen, der Rest bespannt).
Leichte Minenwerfer-Abteilungen: Garde, 201—299, 301—305, bayerische 201—207, 210, 253, 254, 277 und 278 (davon die Abteilungen 230, 238—240, 269 bis 272, 288—293, 301—304 und bayerische 203 u. 204 als Gebirgs-Abteilungen, die übrigen bespannt).

Züge:
Schwere Minenwerfer-Züge: 2 Garde, 1—100, bayerische 401—404, dann 701—707 (nicht bayerische).
Mittlere Minenwerfer-Züge: 2 Garde, 101—200, bayerische 501—506, dann 801 bis 821 (nicht bayerische).
Leichte Minenwerfer-Züge: 2 Garde, 201—300, bayerische 601—605, dann 901 bis 956 (nicht bayerische).
Mittlere Minenwerfer-Ergänzungs-Abteilungen: 1—17, 19—39 und 104 (bayer.). (keine Ersatz-lruppenteile, sondern größtenteils in mittleren Minenwerfer- Abteilungen aufgegangen).
Leichte Minenwerfer-Ergänzungs-Abteilungen: 1—41 und bayerische 203 und 204 (keine Ersatz-Truppenteile, sondern größtenteils in leichten Minenwerfer- Abteilungen aufgegangen).
Minenwerfer-Verstärkungen: 1—133, bayerische 181—196.

mittlere Minenwerfer

Aus diesen vielen, kleinen Formationen entstanden nun ab September 1915 die Minenwerfer- Kompagnien und -Bataillone.

Die Minenwerfer-Kompagnie der Division vereinigte in sich einen Zug mit 2 schweren, einen mit 4 mittleren und einen mit 6 leichten Werfern, für deren Transport 6 Protzen und 8 Munitionswagen, auf denen auch die leichten Werfer Platz fanden, gestellt wurden. Aus sich heraus bildete jede Kompagnie einen Minenwerfer-Meßtrupp, für den sie Meß-, Beobachtungs-, Zeichen- und Vervielfältigungsgerät empfing.

Der Stand der Minenwerfer-Waffe war Ende 1915 folgender:
1 Minenwerfer-Inspizient
4 Bataillone und 8 Kraftwagen-Abteilungen schwerer Minenwerfer als Heeresreserve
105 Divisions-Minenwerfer-Kompagnien
6 leichte Minenwerfer bei jeder Pionier-Kompagnie

Im Jahre 1916 stieg die Zahl der Minenwerfer-Kompagnien durch 112 Neuformationen auf 217, die der Minenwerfer-Bataillone auf 7. Gleichzeitig fand eine Etatserhöhung der Kompagnien auf 3 schwere, 6 mittlere und 12 leichte Werfer statt. Unter den Kompagnien befanden sich als Sonderart die mit den Nummern 170-175 bezeichneten Gebirgs-Minenwerfer-Kompagnien, die mit Maultieren und Karren ausgerüstet waren. Im Jahre 1917 vermehrten sich diese Gebirgformationen noch um die Kompagnie 176. Bemerkenswert ist auch, daß die Sturm- und die Jäger-Bataillone im Jahre 1916 je eine Minenwerfer-Kompagnie zu 8 leichten Werfern erhielten.

schwere Minenwerfer

Minenwerfer unter der Heeresleitung Hindenburg

Für die Minenwerfer brachte der Wechsel der Obersten Heeresleitung im Herbst 1916 einschneidende Veränderungen. Wurden bisher die leichten Werfer in Verbindung mit mittleren und schweren Werfern verwendet, so bestimmte die Heeresleitung Hindenburg die beiden letzteren, wirkungsvolleren Werferarten zu den alleinigen Waffen der Minenwerfer-Bataillone und -Kompagnien, während die leichten Werfer von den Pionieren zur Infanterie übergingen. Dagegen erhielten die Minenwerfer-Kompagnien und -Bataillone einen neuen Etat, die Kompagnien zu 4 schweren und 8 mittleren Werfern, die Bataillone zu 4 derartigen Kompagnien.

Diese Neuordnung stellte, soweit sie die leichten Werfer betraf, einen ausgesprochenen Notbehelf dar. Ursprünglich hatte die Oberste Heeresleitung daran gedacht, die Divisionen mit einer zweiten Minenwerfer-Kompagnie auszurüsten. Diese Absicht scheiterte jedoch daran, daß die sonst schon mit zahlreichen Sonderdiensten belasteten Pioniere den dafür erforderlichen Ersatz nicht mehr aufbringen konnten. Dadurch nun, daß die leichten Minenwerfer zur Hilfswaffe der Infanterie gemacht wurden und jedes Infanterie-Bataillon 4 Werfer erhielt, erzielte die Oberste Heeresleitung auf einem anderen Wege ungefähr den gleichen Erfolg, indem die Division gegen bisher 21 Werfer nunmehr über 48 verfügte.

bisher 1 Minenwerfer-Kompagnie zu 3 schw., 6 mittl. und 12 leichten Werfern
nunmehr: 1 Minenwerfer-Kompagnie zu 4 schw., 8 mittl. Werfern
außerdem 9 x 4 = 36 Inf.Batls.Werfer

Neben der weitgehende Ausstattung der Infanterie mit leichten Minenwerfern konnte sich die Vermehrung der Minenwerfer der Pioniere in bescheideneren Grenzen halten. Es kam im Jahre 1917 nur noch zu einer Neuaufstellung van 39 Minenwerfer-Kompagnien, deren Gesamtzahl damit auf 256 stieg.

Mittlere Minenwerfer

Dagegen ging man nun zum Bau eines Flügelminen-Werfers über, dessen Wirkung in der Somme-Schlacht vom Feinde her Eindruck gemacht hatte. Die Flügelmine besaß dank ihrer Steuerung durch Flügel die Eigenschaft, daß sie sich nicht überschlug, sondern stets mit der Spitze auftraf, sich in die Erde einbohrte  und daher eine sehr viel größere Wirkung auf die Unterstände ausübte. Die Flügelminen-Werfer wurden in zwei Modellen herausgebracht und nach den Namen der Konstrukteure als Iko- und Albrecht-Werfer unterschieden. Sie erreichten eine Schußweite von 3500 m.

Um eine stärkere Minenwerfer-Reserve für den Großkampf bereit zu stellen und durch Masseneinsatz mittlerer und schwerer Werfer durchschlagende Erfolge zu erzwingen, nahm die Oberste Heeresleitung im Jahre 1917 noch eine erhebliche Vermehrung der Minenwerfer-Reserve vor. Sie steigerte die Zahl der zu ihrer Verfügung stehenden 7 Minenwerfer-Bataillone auf 13 und zog auch noch 40 Minenwerfer-Kompagnien der Divisionen an sich. Diese 40 Kompagnien benutzte sie dann im Jahre 1918 zur Aufstellung der Minenwerfer-Bataillone 14-23; damals wurden die Bataillone auch mit 3,7 cm Tank-Abwehr-Kanonen ausgestattet.

Wie erinnerlich hatten die Ersatzschwierigkeiten bei den Pionieren Ende 1918 dazu geführt, daß die leichten Minenwerfer an die Infanterie übergeben wurden. Jene Schwierigkeiten aber nahmen im Jahre 1918 derartig zu, daß die Oberste Heeresleitung sich im August gezwungen sah, nun ihre mittleren Werfer auf die 3 Infanterie-Regimenter der Division zu verteilen, während sie die schweren Werfer in die Bataillone der Heeresreserve übernahm. Die Infanterie-Regimenter aber bildeten nun aus den zugeteilten mittleren Werfern und den bei ihren Bataillonen bereits vorhandenen leichten Werfern je eine 13. Kompagnie, deren Etat auf 3 mittlere und 9 leichte Werfer festgelegt wurde.

Die Umorganisation war noch nicht beendet, als der Waffenstillstand eintrat. Will man die Zahl der am Ende des Krieges bestehenden Minenwerfer-Kompagnien finden, so muß man davon ausgehen, daß von der Höchstzahl 256 der Divisions-Minenwerfer-Kompagnien 40 zur Bildung der letzten 10 Minenwerfer-Bataillone verwendet worden waren. Demnach stellt sich die Verteilung der Kompagnien wie folgt dar:

92 Kompagnien der 23 Minenwerfer-Bataillone,
200 x 3 = 600 Minenwerfer-Kompagnien der Infanterie-Regimenter und
16 alte Divisions-Minenwerfer-Kompagnien.
Also 108 mit Pionieren und 600 mit Infanteristen besetzte, in Summa 708 Kompagnien.

leichte Minenwerfer-model 1918

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